German: Diese beiden Männer reden den ganzen Tag – So wollen sie das Töten beenden © Die Zeit

English: To put a stop to the killing these two men spend their entire day talking © Die Zeit

Syrien, Ukraine, Libyen – 38 Kriege gibt es auf der Welt. Aber es gibt auch das »Zentrum für humanitären Dialog« in Genf. Sobald irgendwo Schüsse fallen, versuchen dessen Mitarbeiter, die Kriegsparteien zurück an einen Tisch zu bringen. Jana Simon hat zwei von ihnen begleitet.

Published in Die Zeit, www.zeit.de, 12 April 2017

By Jana Simon

«Kekse sind gut, Whisky ist ab und zu noch besser. Etwas muss die Gesprächspartner entspannen, die Stimmung aufhellen, wenn Verhandlungen beginnen. Zucker oder Alkohol. Darauf können sich fast alle einigen. An einem sehr heißen Tag Ende Juni 2016 betritt David Gorman das Amt für Katastrophenschutz in Kiew.»

«Er trägt mehrere Plastiktüten mit Keksen in der Hand. Im Amt ist alles braun, Stühle, Tische, Wände. Der Projektor wirft fahles Licht an die Wand: »Ökologische Risiken in der Don bass- Re gion« steht dort. Die Männer vom Katastrophenschutz und von der ukrainischen Akademie der Wissenschaften warten auf der einen Seite des Tisches, auf der anderen die Männer von den Botschaften Norwegens, Schwedens und Großbritanniens. Sie kennen sich noch nicht, aber sollen schon bald Seit’ an Seit’ kämpfen.»

«Dazwischen bietet David Gorman seine Kekse an, knüpft eine erste Verbindung, die Männer lächeln und setzen sich. Gorman ist 47 Jahre alt und über 1,90 Meter groß, im Sitzen krümmt er seinen Rücken, versucht, sich kleiner zu machen. Er will seine Nachbarn nicht über ragen. Wie er wahrgenommen wird, kann darüber entscheiden, welche Richtung die Gespräche nehmen. Ist er zu laut oder zu leise? Zu zurückhaltend oder zu bestimmt?»

«Er muss nicht nur sein Gegenüber im Blick haben, sondern stets auch sich selbst. In Asien darf sein Händedruck nicht zu stark sein, im Nahen Osten nicht zu schwach. Was in dem einen Land respektiert wird, kann im anderen verstimmen….»